Das Hypogäum
In Paola, einem Städtchen auf der Insel Malta mit etwa 9500 Einwohnern, befindet sich unter der Erde die einzige vollständig erhaltene neolithische Tempelanlage Europas.
 
Das Hypogäum ist mindestens 5000 Jahre alt und damit älter als die Pyramiden in Ägypten. Es wurde zufällig beim Bau eines Wohnhauses entdeckt und ist heute Weltkulturerbe der UNESCO. Täglich dürfen maximal 60 Besucher das Hypogäum besichtigen, um es vor der Belastung durch Luftfeuchtigkeit aus der Atemluft zu schützen. Das Ticket sollte mindestens 2 Monate vor dem Besuch gebucht werden.
 
Das Hypogäum, welches in der Landessprache 'Hal Saflieni' genannt wird und so viel wie 'Ort, an dem begraben wird' bedeutet, wurde von Archäologen untersucht. Mindestens 7000 Skelette wurden gefunden, was auf insgesamt über 30.000 Bestattungen schließen lässt. Es scheint, dass das Hypogäum im Laufe der Zeit als letzte Ruhestätte genutzt wurde.
Bild 1: Hypogäum mit akustischen Absorbersteinen (Bildmitte)
Bild 2: Hypogäum mit verschiedenen Ebenen
 
Das Hypogäum hat 3 unterirdische Ebenen, von denen zwei für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Insgesamt sind die 3 Etagen 14m tief und bestehen aus 33 Kammern mit insgesamt ca. 500 m² Grundfläche.
Bild 3: Zeichnung der 3 unterirdischen Etagen in der Raumebene
 
Bild 4 zeigt den Schaukasten im National Museum of Archaeology in Valetta auf Malta, der das Modell des Hypogäums enthält.
 
Wie aus den Bildern ersichtlich ist, sind diese Räume nicht für Wohnzwecke geeignet. Es stellt sich die Frage, wie jemand zwischen den Ebenen wechseln sollte. Die rechteckigen Durchgänge, die keine Türen haben, sind unterschiedlich hoch. In einigen Wandabschnitten sind große Löcher zu erkennen (siehe Bild 1, Mitte links), die fälschlicherweise als 'Anbindelöcher für Opfertiere' bezeichnet werden. In den Pyramiden von Gizeh werden diese Löcher als 'Luftschächte' bezeichnet. Die Wände im Hypogäum sind glatt poliert und besitzen eine 'schallharte' Oberfläche, was bedeutet, dass Schall besonders gut reflektiert und weitergeleitet wird. Geräusche werden im Hypogäum sehr gut bis in die hintersten Kammern aller drei Ebenen weitergeleitet und zurückgeworfen. Die bauliche Gestaltung der Trilithen, also der Toreingang aus drei Megalithen, gleicht der der oberirdischen Tempel. Der Unterschied besteht darin, dass die Trilithen im Fels nachgebildet wurden. Es ist zu erwarten, dass sie dieselben akustischen Eigenschaften aufweisen.
 
Der Sound-Effekt:
 
In Bild 1 oder Bild 2 sind runde Räume zu erkennen. Wenn man sich in der akustischen Mitte aufstellt, bilden sich über den Abstand zur Wand Frequenzen von ca. 110 Hz aus.
 
Eine Frequenz von 110 Hz besitzt eine Wellenlänge von 3,14 m (Pi in Meter).
 
Die einzigartigen Räume haben Wandabstände von etwas mehr als 3 m, 6 m oder 9 m.
 
In der Mitte des Raumes löscht sich die Akustik weitgehend aus (stehende Wellen). In jedem der 33 Räume im Hypogäum ist der abgegebene Ton deutlich, klar und laut zu hören.
 
Es stellt sich die Frage, ob es bei gleichzeitiger Beschallung aller Räume zu einer Verstärkung der Lautstärke kommt.
 
Möglicherweise finden hier bekannte Effekte wie der Haas-Effekt oder der Effekt einer Transmissionsline-Kammer Anwendung.
 
Wie die lauten Geräusche das Bauwerk verlassen, bleibt jedoch unklar.
 
Um den Schall aus dem unterirdischen Bereich entweichen zu lassen, muss eine Verbindung nach oben bestehen. Vor dem Eingang zu den Tempelanlagen von Tarxien habe ich zwei große Löcher gefunden, die ähnlich wie die Luftschächte in der Cheops-Pyramide funktionieren und zu verschiedenen unterirdischen Kammern führen.
 
Runde Löcher findet man gelegentlich auch im Außenbereich auf dem Gizeh-Plateau in Ägypten, und zwar in den Quadern. Hier spricht man allerdings von sogenannten 'Kernbohrungen'.
 
Resonanz-Effekt:
 
Eine Stimme, vorzugsweise eine tiefe Männerstimme, muss stark und anhaltend ertönen. Dadurch entsteht im Raum eine sogenannte 'stehende Welle', die über die Zeit die gesamte Gebäudestruktur zum Mitschwingen anregt. Die Tonhöhe hängt von den Dimensionen des Raums und der Qualität der schallharten Oberflächen der Wände ab. Die menschliche Stimme wird im Klang verzerrt wiedergegeben und kann dadurch unheimlich wirken.
 
Summsteine:
 
Wie oben beschrieben, sind in einzelnen Wandabschnitten Löcher zu finden, die als 'Anbindelöcher für Opfertiere' bezeichnet werden. Es ist bekannt, dass moderne Menschen durch das Summen in verschiedenen Tonlagen je nach Schädelmaß und Kopfform eine Resonanzfrequenz erfahren, die den Körper durchzieht. Allerdings konnte dieser Effekt bisher nicht der akustischen Archäologie zugeordnet werden.
 
Es gibt jedoch eine gewisse Hemmschwelle, wenn der Kopf in einen Stein gelegt werden soll. Im Gegensatz zu Erwachsenen haben Kinder diese Hemmschwelle nicht. Aus diesem Grund findet man häufig auf Spielplätzen sogenannte 'Summsteine'. Diese werden auch auf Marktplätzen, in botanischen Gärten oder in Parkanlagen aufgestellt. Viele Bildhauer stellen heutzutage diese Summsteine her.
 
Ich empfehle Ihnen, im Internet nach dem Begriff 'Summsteine' zu suchen. Es werden etwa 14.000 Ergebnisse angezeigt. Untersuchen Sie die verschiedenen Ausführungen.
 
In der Schweiz werden diese Steine als 'Kopfschmerzsteine' bezeichnet und sollen bei starker Migräne helfen. Sie sind in den ältesten Kirchen zu finden, nämlich auf der Rückseite der Altäre. Migräne war den Menschen auch früher bekannt. Eine Frequenz von etwa 1100 Hz stellt sich ein, abhängig vom Durchmesser des Loches und der Kopfhaltung. Es empfiehlt sich, dies individuell auszuprobieren.
 
Wie würde es sich anfühlen, wenn dieser Effekt auf den gesamten Körper wirken würde?
 
 
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